Erster Eindruck: Veeam Backup for Linux
Veeam bietet seit längerer Zeit eine kostenlose Lösung zum Sichern von einzelnen Windows-Maschinen an: Die Software hört auf dem Namen Veeam Endpoint Backup Free und hat selbst mir schon mehrmals aus der Klemme geholfen. Wer sich genauer über das Tool informieren möchte, kann sich auf der offiziellen Webseite umsehen.
Wie bereits vor einigen Monaten berichtet, gab man die Entwicklung einer kostenlosen Sicherungslösung für Linux-basierende Betriebssysteme bekannt. Nach einigen Monaten Verspätung, wurde schließlich am 21. Juni 2016 die erste Beta-Version des Veeam Backup Agents für Linux veröffentlicht. Ich habe mir einen ersten Eindruck verschafft und möchte euch diesen nun mitteilen…
Eckdaten von Veeam Backup Agent for Linux
Kurzbeschreibung
Ähnlich wie Veeam Endpoint Backup Free für Windows-basierte Betriebssysteme, soll Veeam Agent for Linux vorwiegend zur Sicherung physischer Linux-Maschinen dienen. Beide Lösungen sind kostenlos ohne Einschränkungen benutzbar und verwenden unter anderem Kerne der kommerziellen und kostenpflichtigen Software Veeam Backup and Replication. Die Integration in dessen kostenpflichtigen Software soll dann die zentrale Verwaltung einfacher gestalten.
Systemvoraussetzungen
- Eine zu sichernde Maschine
- Einen Speicherort für die Sicherungen
- lokaler Ordner
- NFS
- CIFS/SMB
- Unterstützte Betriebssysteme
- Debian und darauf basierende Distributionen (z.B. Ubuntu)
- Red Hat und verschiedene Derivate wie beispielsweise CentOS
- SUSE
- Ein Linux System mit einem Linux Kernel 2.6.32 oder neuer (x86 und x64 werden unterstützt)
- Genügend Speicherplatz für die Installationsdateien, die Software selbst und für temporäre Dateien im /tmp-Verzeichnis (Schätzungsweise ca. 250 MB)
Komponenten
“Veeam Agent for Linux” besteht aus zwei größeren Komponenten:
- VeeamSnap
- Beinhaltet die Sicherungs-Kernkomponenten wie beispielsweise den proprietären CBT-Treiber für inkrementelle Sicherungen oder den proprietären Snapshot-Treiber (ohne Abhängigkeit der LVM-Snapshot-Funktionalität)
- Veeam
- Die Hauptkomponente, welche unter anderem die Verwaltungsoberfläche auf der CLI beinhaltet
Aktuell unterstützte Funktionalität
- Backup modes (Image-basierende Sicherungen)
- Sicherung der ganzen Maschine
- Sicherung auf Datei-Ebene
- Sicherung auf Volume-Ebene
- Wiederherstellungsmöglichkeiten
- Wiederherstellung ganzer Maschinen (über bootbare ISO-Datei)
- Wiederherstellung von Volumes
- Wiederherstellung von einzelnen Dateien
- Inkrementelle Sicherungen
- …ermöglicht durch den proprietären Treiber von Veeam (CBT: change block tracking)
- Mehrere Tasks/Jobs
Aktuelle Einschränkungen
Die aktuelle Beta-Version besitzt noch kleinere Einschränkungen, wie beispielsweise:
- Fehlende Integration in die kommerzielle Lösung”Veeam Backup & Replication”
- Die Wiederherstellung auf kleinere Festplatten ist nicht möglich
Installation
Ich nehme die Installation auf einem Debian Jessie 8.5 64-bit-System vor. Der Ablauf dazu ist wie folgt:
- Abhängigkeiten installieren
$ apt-get install unzip ca-certificates wget binutils cpp cpp-4.8 cpp-4.9 dkms fakeroot gcc gcc-4.8 gcc-4.8-base gcc-4.9 libasan0 libasan1 libatomic1 libc-dev-bin libc6-dev libcilkrts5 libcloog-isl4 libfakeroot libgcc-4.8-dev libgcc-4.9-dev libgomp1 libisl10 libitm1 liblsan0 libmpc3 libmpfr4 libquadmath0 libtsan0 libubsan0 linux-compiler-gcc-4.8-x86 linux-headers-3.16.0-4-amd64 linux-headers-3.16.0-4-common linux-headers-amd64 linux-kbuild-3.16 linux-libc-dev make manpages-dev menu patch
- Agent herunterladen und entpacken
Das Herunterladen lässt sich über das Tool “wget” bewerkstelligen und anschließend mit “unzip” entpacken. Nach dem Entpacken ist nun folgende Ordnerstruktur vorhanden:Veeam/ ├── x64 │ ├── deb │ │ ├── veeam_1.0.0.499_amd64.deb │ │ └── veeamsnap_1.0.0.499_all.deb │ ├── rpm │ │ ├── veeam-1.0.0.499-1.el6.x86_64.rpm │ │ ├── veeam-1.0.0.499-1.suse.x86_64.rpm │ │ └── veeamsnap-1.0.0.499-1.noarch.rpm │ └── veeam-recovery-media-1.0.0.499.iso └── x86 ├── deb │ ├── veeam_1.0.0.499_i386.deb │ └── veeamsnap_1.0.0.499_all.deb └── rpm ├── veeam-1.0.0.499-1.el6.i386.rpm ├── veeam-1.0.0.499-1.suse.i386.rpm └── veeamsnap-1.0.0.499-1.noarch.rpm 6 directories, 11 files
Hierbei sind für mein Testsystem lediglich die Dateien unter Veeam/x64/deb/ von Relevanz. Der nächste Schritt ist nun die Installation der Pakete.
- Die Installation
Es müssen zwei Pakete in folgender Reihenfolge installiert werden:- veeamsnap_1.0.0.499_all.deb
- veeam-1.0.0.499_amd64.deb
Verwendung
Nach der Installation lässt sich die GUI durch ein einfaches Ausführen des folgenden Befehls starten:
$ veeam
Nach der Ausführung erscheint dann ein Menü, welches uns darauf hinweist, dass zu Beginn erst ein Backup Job erstellt werden muss und wie eine Wiederherstellung gestartet werden kann. Die Job-Erstellung wird durch Drücken von der Taste “C” gestartet, die Wiederherstellung durch “R” und mit “ESC” kann das Menü verlassen werden.
Zusätzlich gibt es noch darauf hinzuweisen, dass die Beta wohl aktuell zeitlich beschränkt ist und nach Ablauf dessen Dienst einstellen wird. Dies wird wohl den Hintergrund haben, dass Beta-Tester dazu bewegt werden auch die neueren Beta-Versionen zu installieren und schlussendlich die finale Version.
Die gesamte weitere Steuerung läuft über die oben gezeigte GUI ab. Die Konfiguration eines ersten Backup-Jobs kann über “Configure” durchgeführt werden, die Wiederherstellung wird über die Taste “R” gestartet und verlassen werden kann die GUI mittels der “ESC”-Taste.
Mein erster Eindruck
Ich habe bereits gespannt auf die Beta gewartet… endlich ist sie nun da. In meinem IT-Umfeld sowie privat setze ich sehr gerne auf die Sicherungslösungen von Veeam und bin davon sehr begeistert. Das Sichern von virtuellen Linux-Maschinen auf VMware ESXi-Hostsystemen ist mit der kommerziellen Lösung Veeam Backup and Replication super möglich, nur fehlte bisher die Sicherung von externen (und meist physischen) Linux-Maschinen. Dafür gibt es ja nun die geeignete Abhilfe.
Mein erster Eindruck ist durchaus positiv. Die Beta funktioniert bisher problemfrei, und ist zudem auch noch umfangreich: Die Installation ging problemlos und schnell, die GUI ist schlicht gehalten und einfach verständlich. Die Sicherung der ganzen Maschine, sowie einzelnen Volumes als auch einzelnen Dateien und Ordnern ist möglich – und auch dessen Wiederherstellung ist ohne großen Aufwand möglich. Als Ziel kann ein lokaler Ordner, ein Netzlaufwerk und auch später ein Backup Repository über Veeam Backup and Replication gewählt werden.
Fazit ist, dass die Beta definitiv einen Blick wert ist. Wer die Chance – und die Zeit hat – sollte sich auf jeden Fall mal für die Beta anmelden und sich selbst einen Eindruck verschaffen. Mal sehen, wie sich die Lösung im längeren Einsatz schlägt…
Interesse geweckt?
Sollte Interesse geweckt worden sein, die Lösung doch einmal selbst auf den eigenen Systemen zu evaluieren, so kann man sich noch für die Beta anmelden. Die Einladungen zu dieser geschlossenen Beta werden auf “first come – first serve“-Basis (Wer zuerst kommt, mal zuerst.) ausgesendet. Die Anmeldung ist unter der Adresse go.veeam.com/linux möglich.
Hinweis: Bitte beachtet, dass die Software sich aktuell noch im Beta-Stadium befindet! Die Software ist noch nicht fertig, kann Fehler beinhalten und ist für den Produktivbetrieb noch ungeeignet!
(via Veeam Blog)
> Red hat-basierende Distributionen (z.B. CentOS, SuSE)
Ich dachte immer SuSE wäre eine eigenständige Distribution, so wie Red Hat oder Debian…
Oh, stimmt! Hab mich geirrt, ist korrigiert. Danke für den Hinweis! 🙂